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Künstler: Blackmail Album: Friend or foe Erscheinungsjahr: 2003 Anspieltipp: Evon Autor: Gastrezensent Torben „Hey, klingt gut. Was ist das? Nirvana? Placebo?“ So könnten die ratlosen Fragen von Freunden und Geschwistern lauten, wenn sie zum ersten Mal in den Genuss von Blackmail kommen, einer deutschen Band, dessen Stimme tatsächlich auffallend Bryan Molko ähnelt. Längere Zeit nur ein Geheimtipp gewesen, etabliert sich die Koblenzer Band unter Leitung des Sängers Aydo Abay spätestens seit dem Vorgänger-Album „Bliss, please“ immer mehr, obwohl der ganz große Durchbruch immer noch fehlt. Schade eigentlich, denn diese Band hat ganz sicher mehr Aufmerksamkeit verdient als die derzeit von allen Teenies dieser Welt bekreischten Tokio Hotel. Passenderweise zu diesem Vergleich wird der Hörer von „Friend or foe“ direkt mit einem monsunartigen Regenschauer begrüßt. Aber hier darf man schon etwas mehr erwarten als einen krächzenden 15-jährigen Bengel. Zunächst zwar nur einige Regentropfen zu hören, entwickelt es sich dann doch zum bedrohlichen (Gitarren-) Gewitter. Auch in den folgenden Songs beweisen Blackmail ihr Gespür für kraftvolle, und doch nicht allzu glatt produzierte Melodien, die recht schnell den Weg ins Ohr finden. „Evon" beginnt mit einem merkwürdigen, unangenehmen Geräusch, was an eine Säge erinnert, und entwickelt sich anschließend in einen hektischen, mitreißenden Refrain. Die folgenden 3 Songs „It could be yours“, „On the tightrope“ und „Sunday sister“ werden zunehmend eingängiger, verlieren aber langsam etwas an Tiefe. Und doch beißen sich die Melodien fest genug, um es insbesondere in ihren Höhepunkten auch für Besitzer der Vorgänger ungewohnt mächtig krachen zu lassen. Nicht immer so anspruchsvoll, wie man’s gerne hätte, aber äußerst kompakt auf den Punkt gespielt. Es macht einfach Spaß. Hat sich der Besitzer der vorherigen Alben bisher gewundert, wo die ruhigen Akustik-Nummern geblieben sind, wird seine Frage durch „Fast summer“ beantwortet. Doch leider ist diese Antwort eher nicht zufrieden stellend, kann der Song schließlich weder das Verlangen nach süßen Melodien aus „Bliss, please“ stillen, noch das nach den sperrigen, aber tiefgründigen Krautsonaten aus „Science fiction“. Der Song hängt einfach in der Luft und stellt mit seiner Oberflächlichkeit niemanden wirklich zufrieden. Auch die folgenden 3 Songs wirken etwas wie Füllwerk: Das poppige „Leave“, was etwas an „Frop“ erinnert, das düster-harte, aber auch eher unspektakuläre „Nobody's home (In my home i'm alone)“, was ein wenig von „Territorial pissings“ aus „Nevermind“ abgekupfert wirkt, und das schnelle, aber total belanglose „Dive“ sowieso. Mit „All mine“ wird schließlich noch ein Ohrwurm-Highlight, was die Klasse der 1. Hälfte des Albums erreicht, hineingeworfen, mit Streichern, Gitarrenwänden, und allem was dazugehört, bevor es in einem für Blackmail-Verhältnisse ungewohnt langem Feuerwerk (9:38) namens „Friend“ endet. Hier wird noch einmal zum Abschluss das komplette Album weggerockt und alle aufgesammelten Emotionen ins Nichts gespült. Parallelen zum Opener, auch was die Lyrics angeht, sind sicherlich kein Zufall: “We could do that to the end/Let it all begin to swim/Let it all begin to swim/Let it all depend on something that hold us up again/Just pretend.” Der Monsun, jetzt ist er wirklich da. Auch wenn in den Charts lediglich die Light Version anerkannt wird.
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